Amiodaron
Indikation laut Arzneimittelliste
Medikamentenliste 2: Reanimation Erwachsene, Reanimation Kinder
Wirkstoffgruppe
Antiarrhythmikum (Klasse III)
Kontraindikationen
im Rahmen der Reanimation keine
Nebenwirkungen
Sinusbradykardie und QT-Zeit-Verlängerung (überschießende Wirkung), AV-Block - im Rahmen der Reanimation unwahrscheinlich
Dosierung laut Arzneimittelliste
Reanimation Kammerflimmern:
- Erwachsene: Nach dem 3. Schock 300 mg = 2 Ampullen á 150 mg = 2 x Ampulle mit jeweils 3 ml
- Erwachsene: Nach dem 5. Schock 150 mg = 1 Ampulle á 150 mg = 1 Ampulle mit 3 ml
- Kinder: Nach dem 3. und 5. Schock gewichtsabhängig: 5 mg / kg KG
Praxistip
Amiodaron muss langsam aufgezogen werden, weil es stark schäumen kann. Es wird ausschließlich im Rahmen der Reanimation im Bolus gegeben - sonst muss es immer mit 5 %iger Glucose verdünnt werden.
Wirkung
Die Hauptwirkung des Amiodarons basiert auf der Hemmung des repolarisierenden Kaliumauswärtsstroms im Arbeitsmyokard.
Hierbei kommt es zu einer Verlängerung des Aktionspotentials in der Herzmuskelzelle, welches mit einer Verlängerung der QT-Zeit einher geht. Im weiteren Verlauf verlängert Amiodaron im Vorhof und in der Kammer die absolute Refraktärzeit, also die Zeit in der die Herzmuskelzelle unerregbar ist. Als Folge kommt es zur Unterbrechung der kreisenden Erregungen im Herzmuskel. Es erfolgt also eine "medikamentöse Defibrillation". Amiodaron wird auch manchmal als "Multikanalblocker" bezeichnet, da es zusätzlich neben dem Kaliumkanal, die Natrium - und Calciumkanäle als auch die adrenergen Beta-Rezeptoren blockiert.
Es wirkt daher sehr zuverlässig gegen alle Arten von Tachykardien, mit Ausnahme der Torsades-de-Pointes-Tachykardie. Vorsicht ist geboten, wegen heftiger Nebenwirkungen und vor allem Wechselwirkungen mit häufig verordneten Medikamenten (Statine, Beta-Blocker, andere auf die Herzfrequenz wirkende Medikamente). Da die Halbwertszeit von Amiodaron zwischen 14 und 100 Tagen variiert, hat eine präklinische Amiodarongabe wochenlange Auswirkungen auf die Therapie. Als Sonderform wird es in der Reanimation eingesetzt, um die Erfolgswahrscheinlichkeit der Defibrillation zu erhöhen. In diesem Fall sind die Neben- und Wechselwirkungen irrelevant!